Urkundlich treten die Herren von Rodank erst zwischen 1115 und 1125 auf. Ihr Reichtum und ihr Ansehen deuten darauf hin, daß das Geschlecht viel älter ist und schon damals sehr bedeutsam war und ohne weiteres auf den bereits erwähnten Rodanus zurückgeführt werden kann.
Der erste bedeutende und sichere Vertreter derer von Rodank ist Friedrich I., der bereits 1126 namentlich angeführt wird. Um 1140 überließ Bischof Hartmann von Brixen (1140 -1154) im Tauschvertrag diesem seinem Ministerialen und dessen Frau Gerbirch gegen ein Gut zu Stockach bei Vahrn jenen "mansum Rodunc in quo aedificaverat sibi castrum in proprium " , das heißt jenes Landgut Rodunc, auf dem er sich ein Schloß erbaut hatte, zu eigen; die Burg kann demnach auch schon vor 1140 erbaut worden sein.
Schloß Rodenegg ist also wenigstens so alt wie Schloß Tirol, das Stammschloß des Landes Tirol, nur mit dem Unterschied, daß in Dorf Tirol die 850-Jahr-Feier würdig begangen, in Rodeneck dieses Gedenkjahr kaum zur Kenntnis genommen wurde.
Die erste Burganlage war im Vergleich zum späteren Schloß noch recht bescheiden, sie bestand lediglich aus einem Wohnturm und Palas. Vor Erbauung dieser Burg hatten die Herren von Rodank aller Wahrscheinlichkeit nach an dem Ort, wo heute das Widum steht, oder im Ansidel bei St. Blasius (Kircher) ihren Sitz.
Von den vier Söhnen Friedrichs II. wurden im Jahre 1167 drei bei einem Streit in der Nähe von Ehrenburg von Konrad Vallai, einem bayerischen Adeligen aus Miesbach, ermordet. Arnold II. (der Altere) setzte die Linie der Rodanker fort. Er vermählte sich mit Mechthild von Hohenburg aus Bayern, der Witwe des um 1184 verstorbenen Edlen Heinrich von Taufers, wodurch sein Ansehen noch stieg. Er war wie sein Vater ein großer Förderer des Klosters Neustift und wird in den damaligen Urkunden sehr oft als Zeuge und Schiedsrichter angeführt. Für das große Kulturbewußtsein sprechen die Iwein- Fresken, die aus jener Zeit stammen.
Die Bedeutung dieses Geschlechtes ersieht man auch daraus, daß Konrad von Rodank, ein Vetter Arnolds, im Jahre 1200 Bischof von Brixen wurde. Bereits 1178 war er Propst des Augustinerchorherrenstiftes Neustift und ließ nach dem Brand der Kirche und des Klosters (1190) beide Gebäude in viel größerem Ausmaß wieder aufbauen. 1197 wurde er zum Propst von Gurk gewählt.
Als Brixner Bischof (1200 -1216) wurde Konrad in den deutschen Thronstreit verwickelt. Nach der Ermordung König Philipps von Schwaben, dessen Anhänger er war, wurde er 1209 von König Otto IV. als Bischof anerkannt. 1214 übertrug er Graf Albert III. von Tirol die Vogtei über das Hochstift Brixen, die vorher Heinrich von Andechs innegehabt hatte, und trug damit wesentlich zum Entstehen der späteren Grafschaft Tirol bei.
Im Bereich der bischöflichen Burg ließ Bischof Konrad große Umbauten durchführen, die St.-Johannes-Kapelle als Pfalzkapelle mit herrlichen Fresken schmücken, die laut Prof. Bieser die schönste Weisheitsdarstellung (nach Byzanz) beinhalten, ebenso die Lieb-Frauen-Kirche erneuern und ausmalen und hat dann 1214 ein Kollegiatstift errichtet. Sie ist heute noch eine beliebte Wallfahrtskirche.
Auch die Errichtung eines Hospizes für Pilger, Arme und Kranke nördlich von Klausen auf der so genannten Spitalwiese geht auf Bischof Konrad zurück. Die St.-Sebastian-Rundkirche gibt heute noch Zeugnis von der ehemaligen Spitalsiedlung, während das Hospiz von den Fluten des Eisacks weggeschwemmt wurde.
Arnold IV. (der Jüngere), der Sohn Arnolds des Älteren, war wohl der größte Wohltäter Neustifts, indem er dem Kloster das Gebiet am linken Eisackufer unter Schabs bis Kranebitt schenkte. 1237 begleitete er Kaiser Friedrich II. auf dessen Kriegszug gegen die Lombarden nach Italien. Da er dafür Bargeld benötigte, verkaufte er dem Kloster Neustift vier Höfe in der Pfarre Natz um dreißig Mark Silber. Arnold starb 1256 und wurde auf seinen ausdrücklichen Wunsch im Kreuzgang von Neustift begraben.
Von den Söhnen Arnolds erhielt Friedrich IV. Schloß Rodenegg mit allen dazugehörenden Besitzungen. Bald kam es zu einem gewaltigen Streit mit dem tüchtigen und energischen Brixner Bischof Bruno von Kirchberg (1250 -1288), der entschieden die Rechte der Kirche gegenüber den Ministerialen verteidigte. Dabei blieb er siegreich gegenüber den Rodankern und ließ ihren Ansitz ,,Reichegg" in Brixen, wo heute das Kassianeum. steht, zerstören und schenkte den Grund dem Kloster Neustift. Damals mußte wohl auch die neuerbaute Burg der Rodanker ("Burger") in Lüsen weichen.
Entscheidend für die weitere Entwicklung der Geschichte Rodenecks waren die Jahre 1269 und 1271. Der kinderlose Friedrich IV. übergab bzw. mußte unter dem Druck der Grafen von Görz- Tirol 1269 den ganzen Berg Rodeneck samt dem Schloß und der Haslacher (Mühlbacher) Klause den Brüdern Meinhard und Albert von Görz- Tirol übergeben. Diese verpflichteten sich u.a., einen befestigten Markt ("burgum") anzulegen, und gründeten somit den späteren Marktflecken Mühlbach. Im Teilungsvertrag von 1271 wurde die Haslacher Klause als Grenze zwischen Tirol (Meinhard II.) und Görz (Albert) bestimmt, die bis 1500 bestehen blieb. Somit war Rodeneck für das Hochstift verloren. Dies konnte auch ca. 200 Jahre später der Brixner Bischof und Kardinal Nikolaus von Kues (1450- 1464) nicht mehr ändern, wenngleich es zu einem erbitterten Kampf mit dem Landesfürsten Sigismund dem Münzreichen kam.
Friedrich IV. und seine Gemahlin wohnten wenigstens seit 1291 nicht mehr im Schloß, sondern auf dem Herzleierhof (arcella = die kleine Burg). Als Letzter seines Geschlechts auf Rodeneck dürfte er um 1300 gestorben sein.