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Der Lauterfresser

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Sehr gerne zeigt man bei Schloßführungen das Lauterfresser-Loch, das Gelängnis des Mathias Perger, der zu den bekanntesten Hexenmeistern unseres Landes zählt. Ernst Delmonego hat ihm im Heimatbuch Rodeneck ein ausführliches Kapitel gewidmet. Gegen ihn wurde auf Schloß Rodenegg von Mai bis Oktober 1645 der Prozeß geführt, der ihn zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilte. Die Begründung lautete: wegen seiner "leider begangenen Missetaten und Verbrechen indem er das heilige und hochwürdige Sakrament aus dem Munde genommen und dasselbe für sechs Kreuzer verkauft hat, dazu mit dem bösen Geist einen Bund gemacht, sich mit demselben fleischlich vermischt und dadurch die göttliche Allmacht (wie) nicht wohl höher (möglich) diffamiert und verunehrt und verachtet werden kann, daneben er im Dienst des bösen Geistes Vieh verzehrt, auch große Unwetter gemacht, und dadurch seinem Nächsten an Leben, Leib und Gut großen Schaden zugefiigt, auch Zauberei getrieben".
Mathias Perger, der wegen seiner Vorliebe für Lauteres (Suppe, Mus) allgemein Lauterfresser genannt wurde, ist in den Akten auch als Lauterer und Marcolfus angeführt.
Er stammte laut seinen eigenen Aussagen aus Tschötsch im Gerichte Pfeffersberg (heute zur Gemeinde Brixen gehörig) und war bei seiner Gefangennahme wenigstens 58 Jahre alt. Er war Kind armer Eltern, sein Vater stammte aus Virgen (Osttirol); er selbst mußte von Kindheit an in die Dienste fremder Bauern und kam viel herum. Er bekannte sich zur Lehre der katholischen Kirche und gab an, 1642 das letzte Mal gebeichtet zu haben. Er konnte lesen und schreiben; dies hatte er von Bauern gelernt bzw. von Grabsteinen abgeschaut. Dadurch war er vielen Zeitgenossen sicher überlegen. Verdächtiges bekannte der Lauterfresser bei seinem ersten Verhör nicht, nachdem er am 11. Mai 1645 infolge "pesen Geschreys" (wegen seines schlechten Rufes) von der rodeneckischen Gerichtsobrigkeit gefangengesetzt worden war. Auch in seinem Bündel fand man nichts Belastendes, so u.a. 13 Paternoster (Rosenkränze), drei neue Stück Sechser, zwei Liederbüchlein, ein Agnus Dei, ein Büchlein "Pauket der Hof und Edelleut" und ein St.-Johannes-Evangelium.
Erst unter dem Druck der Folter und der Qualen machte Perger Aussagen über Hexerei, Zauberei, Wettermachen, Verbindungen mit dem bösen Geist, verübte Unzucht und belastete damit andere Personen. Folgenden Liebeszauber (nur als ein Beispiel) will Mathias Perger in einem Büchlein gelesen haben: Wenn jemand eine Person, die er liebt, bekommen will, so soll er einen Laubfrosch in einem Schächtelchen mit Löchern in einen Ameisenhaufen werfen und am neunten Tag wieder herausholen. Mit den übriggebliebenen Beinchen soll er dann die betreffende Person berühren, und er wird sie bekommen.
J. A. Heyl hat die bekanntesten Sagen um den Lauterfresser gesammelt und in seinem Buch aufgezeichnet. Demnach konnte sich der Hiesl (Mathias) überall unsichtbar machen, wo er mit der Erde in Berührung kam, mit Ausnahme des Schloßhofes zu Rodenegg. Es war ihm einmal prophezeit worden: Hüte dich vor dem Rodenecker Schloß und vor alten Weibern! Der Hiesl jedoch vertraute auf seinen Bund mit dem Teufel und lachte über die Prophezeiung. Tatsächlich zeigte ihn ein altes Weib an, das ihn mit gestohlenen Nüssen überrascht hatte.
Damit er der Gerichtsobrigkeit nicht mehr entkommen konnte, wurde er gefesselt in einen kupfernen Kessel voll geweihter Sachen gesteckt, damit er nicht mit der Erde in Berürung kommen konnte. Während er zur Gerichtsstätte geführt wurde, schaute er in die Weite, pfiff ein wenig und sagte:"Heute wird es einen heißen Tag geben." Auf dem Galgenplatz, zwischen Mühlbach und Spinges, wurde der Zauberer zu Pulver und Staub verbrannt.